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VERSTEHEN

  So klingt der Gewinn in Worten  
Wir erklären die wichtigsten Begriffe rund um CO2-emissionsfreies Bauen und beantworten häufig gestellte Fragen.

Mitarbeitende aus unterschiedlichen Abteilungen der beteiligten Bauträger Alpenland, EGW und Schönere Zukunft hatten die Möglichkeit, ihre Bedenken und Sorgen zu klimaneutralen Wohnbauten vorab als offene Fragen einzubringen.

einszueins architektur, IBR&I und MAGK Architekten haben diese Fragen gegliedert und aus der Perspektive Forschung und Planung beantwortet.

  HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN  

Ausschreibung und Vergabe

WELCHE ART DER VERGABE IST FÜR KLIMANEUTRALE GEBÄUDE ZIELFÜHREND?

Um zum klimaneutralen Gebäude zu gelangen, ist es nötig, passende Vergabemethoden für das Projekt zu finden. Dabei gibt es kein Patentrezept, vielmehr wird es nötig sein, neue Wege zu beschreiten. Um diese für Zusammenarbeit und Beauftragung zu finden, wurde im Rahmen des Forschungsprojekts DREIxNULL=NULL im Mai 2024 ein erster Workshop zum Thema „kooperatives Entwickeln“ im Konsortium abgehalten. Das Thema wird gemeinsam weiterverfolgt, um geeignete Abläufe für die Projekte zu finden. Am Ende des Forschungsprojekts werden drei Projekte mit voraussichtlich unterschiedlichen Vergabeprozessen stehen. Daraus können zusätzliche Learnings für künftige Projekte abgeleitet werden.

WIE KANN TROTZ SPEZIELLER BAUSTOFFE UND KONSTRUKTIONEN DER BIETERKREIS MÖGLICHST GROSS GEHALTEN WERDEN?

Da es stark von der gewählten Bauweise abhängt, ist eine pauschale Antwort nicht möglich. Im Bereich Holzbau mit Strohdämmung ist z.B. tendenziell mit einem großen Bieterkreis zu rechnen. Für lasttragenden Lehmbau oder Re-Use-Bauteile hingegen gibt es derzeit in Österreich weniger Firmen. Daher wird es – je nach Konstruktion – nötig sein, durch die Art der Ausschreibung Firmen gezielt anzusprechen.
Die Ausschreibung von Teil-GUs kann dabei helfen, den Bieterkreis groß zu halten. Um zu verhindern, dass eine große Anzahl von Unternehmen für die gesamte Ausschreibung aufgrund einzelner Bauteile (z.B. Re-Use-Elemente) im Vorfeld ausscheidet, können spezielle Bauteile gezielt separat ausgeschrieben werden.

SIND AUSFÜHRENDE FIRMEN FÜR DAS GEPLANTE VOLUMEN VORHANDEN?

Je nach Konstruktion wird es bestimmte Gewerke geben, in denen es weniger Erfahrung im Umgang mit klimaneutralen Bauweisen gibt. Speziell im Bereich Holzbau sind für die Umsetzung der geplanten Projekte zahlreiche Firmen vorhanden.
Bei Bauweisen wie lasttragenden Lehmsteinen ist eine Prognose dazu schwierig, da es in Österreich derzeit wenige darauf spezialisierte Firmen gibt. Erfahrungswerte aus Deutschland (z.B. Florian Nagler, Bad Aibling) zeigen allerdings, dass lasttragende Lehmsteine prinzipiell auch im mehrgeschossigen Wohnbau von klassisch ausgebildeten Maurern versetzt werden können.

WANN IST DAS MASS AN NEULAND, DAS DIE AUSFÜHRENDEN FIRMEN BETRETEN MÜSSEN, ZU GROSS?

Das gesamte Team des Forschungsprojekts betrachtet neuartige Konstruktionen so umfassend wie möglich. Im Wesentlichen werden Systeme mit Zulassungen und bereits existierenden Erfahrungswerten verbaut. Bei besonders innovativen Anwendungen, wie z.B. Re-Use-Elementen oder tragenden Lehmsteinen können eine frühzeitige Abstimmung mit Herstellern, Verarbeitern oder weiteren Experten jedenfalls dazu beitragen, aus bisherigen Erfahrungen und Referenzprojekten zu lernen. Dadurch kann das Risiko für die Ausführenden drastisch reduziert werden.
Schließlich hängt das Maß an Neuland wesentlich von der Einschätzung der ausführenden Firma selbst ab. Es kann daher zielführend sein, in der Ausschreibung darauf Rücksicht zu nehmen und besonders innovative Bauteile separat auszuschreiben.

Bautechnik

SIND GEBÄUDE AUS ÖKOLOGISCHEN MATERIALIEN WENIGER ROBUST GEGENÜBER WASSER UND EVENTUELLEN WASSERSCHÄDEN?

Dauerhafte Durchfeuchtung kann für nachwachsende und regenerative Materialien jedenfalls eine Gefahr darstellen. Durch gute Planung kann man damit allerdings umgehen und das Risiko für Holz, Stroh, Lehm und weitere regenerative Materialien minimieren. Beispiele für materialgerechte Holzbau-Planung sind diffusionsoffene Aufbauten. Speziell beim Einsatz von Strohdämmungen ist die Vermeidung von Kondensatbildung Pflicht. Aus eventuell schadhaften Leitungen austretendes Wasser kann darüber hinaus bei Sichtholzoberflächen ohne Verkleidung rascher erkannt werden als bei verkleideten Konstruktionen. Dauerhafte Durchfeuchtung lässt sich dadurch verhindern.

Ein Beispiel für die materialgerechte Normierung ist die in Deutschland gültige DIN 18945 für lasttragenden Lehmsteinbau: Hier wird je nach Exposition in unterschiedliche Anwendungsklassen eingeteilt und der Rechenwert der Druckfestigkeit entsprechend abgemindert. Um das tragende Lehmsteinmauerwerk im Fall eines Wasserschadens vor Feuchtigkeit zu schützen, werden darüber hinaus Sockel aus Feuchte-unempfindlichen Material, Feuchtigkeitssperre unter den Lehmsteinen sowie entsprechende Hochzüge vorgeschrieben.

SIND GEBÄUDE AUS ÖKOLOGISCHEN MATERIALIEN ANFÄLLIGER GEGENÜBER FEUER?

Die Brandschutzanforderungen laut OIB-Richtlinie 2 gelten grundsätzlich für alle Gebäude und werden durch die angestrebte Klimaneutralität nicht verändert. Somit ist klar geregelt, welcher Bauteil je nach Gebäudeklasse welche Brandschutzanforderung erfüllen muss. Zur ersten Abschätzung kann dabei als grobe Regel herangezogen werden, dass durch die Überdimensionierung tragender Holzquerschnitte zwar hohe Brandwiderstände, aber keine Unbrennbarkeit erreicht werden kann. Lehmbaustoffe sind trotz eindeutiger Unbrennbarkeit (noch) nicht für Brandwiderstände klassifiziert.
Darüber hinaus ist – trotz Anfälligkeit gegenüber Feuer – das gesamte Bauteil bzw. der Einbauzustand der Materialien zu betrachten. In höheren Gebäudeklassen ist es jedenfalls unabhängig vom Material ratsam Expertise aus der Brandschutzplanung beizuziehen.

SIND GEBÄUDE AUS ÖKOLOGISCHEN MATERIALIEN ANFÄLLIGER GEGENÜBER SCHÄDLINGEN?

Bei passender Qualität und korrekter Einbausituation sind ökologische Materialien nicht schädlingsanfälliger. So muss z.B. Stroh trocken, frei von Restkörnern und in einem entsprechenden Bauteil verbaut werden, um nicht anfällig für Schädlinge zu sein. Die Qualität der Materialien kann durch Hersteller und Zulassungen sichergestellt werden. Die Einbau-Situation hängt von Planung und Ausführung ab.

WIE KÖNNEN WIR IM HOLZBAU DEN GEFORDERTEN SCHALLSCHUTZ ERREICHEN?

Schallschutz im Wohnbau ist grundsätzlich durch Normen geregelt, z.B. durch ÖNORM B 8115-5 (Schallschutz und Raumakustik im Hochbau). Sowohl im Holzbau als auch im mineralischen Massivbau ist bei der Bauausführung auf Entkoppelung von Bauteilen zu achten. Dadurch können Körperschall und Luftschall kontrolliert und Schallbrücken vermieden werden.
Speziell im Holzbau ist großer Wert auf Schallentkopplung und die sogenannte Masse-Feder-Wirkung zu legen. Um die Erfüllung der geforderten Werte zu gewährleisten, ist jedenfalls die Beteiligung eines:r erfahrenen Bauphysiker:in ratsam, sowie eine kompetente Kontrolle während der Bauphase erforderlich.

KANN STROH, DAS EINMAL FEUCHT WURDE, NACH DEM TROCKNEN WIEDER VERBAUT WERDEN?

Ob Stroh einen Schaden davonträgt, hängt in erster Linie von Dauer und Stärke der Durchfeuchtung ab. Auf der Baustelle ist ein entsprechender Regenschutz der Strohhäcksel vor und nach dem Einbau notwendig. Im Falle eines eventuellen Wasserschadens in der Nutzungsphase ist – wie bei anderen Baustoffen auch – von Fall zu Fall zu entscheiden, ob Trocknung oder Austausch des Materials nötig ist. Aus ökologischer Sicht ist zusätzlich zu erwähnen, dass unbehandeltes Stroh auch nach dem Ausbau problemlos in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden kann und neues Stroh als Nebenprodukt der Landwirtschaft ausreichend vorhanden ist. Laut Berechnungen des Forschungsprojekts „Urban Straw“ könnten in Österreich jährlich mit 30% des anfallenden Strohs 90% der verbauten Dämmstoffe (in quantitativer Hinsicht) ersetzt werden. Somit bringt die Wiederverwendung von getrocknetem Stroh keinen wesentlichen Vorteil gegenüber dem Neu-Einbau von Strohdämmung mit sich.

WIE KANN IM HOLZBAU MIT EINEM WASSERSCHADEN UMGEGANGEN WERDEN?

Es ist in der Planung von Holzbauten darauf zu achten, dass eventuelle Wasserschäden möglichst schnell erkannt werden. Das kann z.B. durch das Sichtbarmachen der Holzkonstruktion und den Verzicht von abgehängten Decken erreicht werden. Im Falle eines Wasserschadens ist jedenfalls eine schnelle und vollkommene Austrocknung auf eine Holzfeuchtigkeit unter 20% sicherzustellen. Sichtbare Wasserschäden bei Sichtholzoberflächen können nach Austrocknung bis zu einem gewissen Maß korrigiert werden. Um unbemerkten Wasserschäden entgegenzuwirken, wird Feuchtemonitoring bei gefährdeten Bereichen empfohlen.

WAS PASSIERT MIT MATERIALIEN WIE STROH, LEHM UND HOLZ, WENN SIE NASS WERDEN?

Zu den Auswirkungen von Feuchtigkeit bzw. Wasser müssen die Materialien gesondert betrachtet werden.
Die Tragstruktur einer Holzrahmen- bzw. Holzmassivkonstruktion ist prinzipiell auch im temporär durchfeuchteten Zustand nicht gefährdet. Ob Holz und Stroh einen Schaden davontragen, hängt in erster Linie von Dauer und Stärke der Durchfeuchtung ab. Daher ist eine rasche und vollständige Austrocknung notwendig.
Bei Lehm muss je nach Grad der Feuchtigkeit differenziert werden: Wasserdampf aus der Raumluft kann von Lehmoberflächen aufgenommen, gepuffert und verzögert wieder abgegeben werden – was allgemein als positive Eigenschaft angesehen wird. Bei größeren Wassermengen wird Lehm allerdings weich, wodurch die Tragfähigkeit von lasttragenden Lehmbauteilen abnimmt. Darauf wird in der (in Deutschland gültigen) DIN 18945 für lasttragenden Lehmbau in Form eines verpflichtenden Feuchtigkeitsschutzes tragender Lehmsteine Rücksicht genommen.

BESTEHT BEI HOHER FEUCHTIGKEIT SCHIMMELGEFAHR BEI ÖKOLOGISCHEN MATERIALIEN?

Bei andauernder Feuchtigkeit in der Konstruktion, bzw. länger anhaltendem Kondensat besteht bei Baumaterialien grundsätzlich Schimmelgefahr. Diese Gefahr kann allerdings durch entsprechende Planung, Detaillierung, Ausführung und Nutzung so gering wie möglich gehalten werden.
Das heißt: Wenn vorher viele Fehler gemacht wurden, besteht bei ökologischen Materialien tatsächlich Schimmelgefahr.

WIE KANN EINE ÜBERFEUCHTUNG DER WOHNUNGEN VERHINDERT WERDEN?

Wie auch im konventionellen Wohnbau gibt es dazu mehrere Möglichkeiten: Neben Bewusstseinsbildung zum richtigen Lüftungsverhalten (Fensterlüftung, Stoßlüften) können auch einfache Abluftanlagen mit Nachströmung, sowie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung als technische Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Lehmoberflächen in den Wohnräumen können dabei helfen, unangenehme Gerüche aufzunehmen und Raumluftfeuchte zu puffern. Die aufgenommene Feuchtigkeit wird dabei allerdings tatsächlich nur gepuffert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgegeben.

WELCHE BAUTEILE KÖNNEN WIR DURCH CO2-NEUTRALE ODER KOHLENSTOFF-SPEICHERNDE ALTERNATIVEN ERSETZEN?

Das ist eine der Fragen, die es im Forschungsprojekt auszuloten gilt. Die infrage kommenden Bauteile werden dahingehend detailliert untersucht.
Tragende Bauteile können z.B. durch Holz, Dämmstoffe durch Stroh oder weitere nachwachsende Dämmstoffe ersetzt werden.
Zur besseren Einordnung der Größenordnung:
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass die großen Hebel bei den massemäßig am häufigsten vorkommenden Materialien liegen: Mineralische Baustoffe (vor allem in der Konstruktion), Dämmstoffe, Stahl und Fußbodenaufbauten sind für rund drei Viertel der grauen Emissionen verantwortlich.

WELCHE BAUTEILE KÖNNEN WIR NICHT DURCH CO2-NEUTRALE ALTERNATIVEN ERSETZEN?

Das gilt es im Forschungsprojekt DREI x NULL = NULL herauszufinden. Tendenziell ist es jedenfalls schwierig, Alternativen für Bauteile, die in Kontakt mit Wasser stehen (z.B. erdberührte Bauteile, Flachdachabdichtungen, Bleche) und Bauteile, die laut Baurecht unbrennbar sein müssen, zu finden. Auch Gläser und Dichtungen sind schwer zu ersetzen.
Für Haustechnik-Komponenten gibt es bis dato noch sehr wenig Betrachtungen und Erfahrungswerte, wodurch eine Abschätzung schwierig ist.

WIE KÖNNEN WIR MIT RISSBILDUNG IM HOLZBAU UMGEHEN?

Holz ist ein natürlicher Baustoff, bei dem es zu Rissen kommen kann. Die offene Kommunikation dieser Eigenschaft und der Hinweis auf Situationen, bei denen es zu Rissen kommen kann, hilft dabei, eventuelle Risse zu akzeptieren und mit ihnen zu leben.
Je nach konkretem Holzbaustoff kann Rissbildung im Holz unterschiedlich auftreten: Platten aus kreuzweise verbundenen Elementen haben weniger Möglichkeiten sich zu bewegen und neigen daher weniger zur Rissbildung als lineare Bauteile. Es ist beim Einbau von Bauteilen aus Holz auf den richtigen Feuchtigkeitsgehalt des Bauteils zu achten.

WIE KÖNNEN BZW. MÜSSEN HOLZSICHTWÄNDE BEI MIETERWECHSEL BEHANDELT WERDEN?

Das hängt in erster Linie vom Zustand nach dem Auszug ab. Wenn die Wände ohne Schäden sind, müssen sie an sich gar nicht behandelt werden. Für etwaige Beschädigungen gibt es eine Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten: Bei flächigen Verfärbungen oder Kratzern kann eine Wand geschliffen und / oder lasiert werden. Für Wohnungen mit starker Beeinträchtigung von Sichtholzoberflächen (z.B. Nikotinbelastung) besteht die Möglichkeit die Oberflächen mit einem Peel-Off-Verfahren (Latex Verfahren) oder mittels Strahlgut zu reinigen. Kleine, aber tiefe Beschädigungen können vom Tischler aufgebohrt und mit Holzpfropfen kaschiert werden. Optional kann auch eine Verkleidung durch Sperrholzplatten, Lehmbauplatten oder Gipskarton erfolgen.

WIE SIEHT VERNÜNFTIGER SCHUTZ GEGEN SOMMERLICHE ÜBERHITZUNG AUS?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um sommerliche Überhitzung zu vermeiden. Zum Beispiel durch außenliegenden oder konstruktiven Sonnenschutz (Dachvorsprünge, Balkone, Pergolen) vor Glasflächen. Eine ausreichende Speichermasse, Begrünung, intelligente Orientierung und Dimensionierung von Fassadenöffnungen, sowie die Möglichkeiten natürlicher Nachtkühlung etc. stellen erprobte Möglichkeiten zum Schutz gegen sommerliche Überhitzung dar.

KÖNNEN WIR AUCH BEI UNTERGEORDNETEN BAUTEILEN BZW. AUSSTATTUNG ÖKOLOGISCHE ALTERNATIVEN EINSETZEN? (STECKDOSEN, SANITÄR, KANAL ETC.)

Das ist eine der Fragen, die es im Forschungsprojekt auszuloten gilt. Die in Frage kommenden Bauteile werden dahingehend detailliert untersucht.
Tragende Bauteile können z.B. durch Holz, Dämmstoffe durch Stroh oder weitere nachwachsende Dämmstoffe ersetzt werden.
Zur besseren Einordnung der Größenordnung:
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass die großen Hebel bei den massemäßig am häufigsten vorkommenden Materialien liegen: Mineralische Baustoffe (vor allem in der Konstruktion), Dämmstoffe, Stahl und Fußbodenaufbauten sind für rund drei Viertel der grauen Emissionen verantwortlich.

WIE KÖNNEN WIR KOSTENGÜNSTIGE KOHLENSTOFF-SPEICHER ERSTELLEN?

Im Gegensatz zu einer Kohlenstoff-Senke, ist ein Kohlenstoff-Speicher ein (Bau-) Material, das bereits Kohlenstoff eingelagert hat und nun als Kohlenstoff-Speicher fungiert. Der Einsatz von Holz oder Stroh stellt eine einfache und kostengünstige Methode dar, Kohlenstoff im Gebäude zu speichern.

WIE KÖNNEN WIR KOSTENGÜNSTIGE KOHLENSTOFF-SENKEN ERSTELLEN?

Im Gegensatz zu einem Kohlenstoff-Speicher, der bereits Kohlenstoff eingelagert hat, lagert eine Kohlenstoff-Senke weiterhin aktiv Kohlenstoff ein. Möglichkeiten zur Senke liegen daher in erster Linie in der Freiraumgestaltung, etwa im gezielten Humusaufbau, intensive Dach- und Fassadenbegrünung oder der Pflanzung von Bäumen. Das Anlegen neuer bzw. der Erhalt bestehender Moore ist eine sehr effektive Maßnahme – die Implementierung in den Wohnbau stellt allerdings eine Herausforderung dar.

IST BEI ÖKOLOGISCHEN KONSTRUKTIONEN MIT MEHR BZW. GRÖSSEREN AUSFÜHRUNGSFEHLERN ZU RECHNEN?

Unabhängig davon, ob eine Konstruktion ökologisch verträglich ist oder nicht, kommt es in erster Linie durch Mangel an Know-How zu Ausführungsfehlern. Gute Ausbildung der Arbeitskräfte und Kontrolle der Ausführungsqualität stellen dabei eine wesentliche Stellschraube dar.
Durch ein höheres Maß an Vorfertigung kann die Ausführungsqualität im Holzbau darüber hinaus durch die gleichbleibenden Bedingungen in der Werkshalle weiter angehoben werden.

WIRD ES TATSÄCHLICH MÖGLICH SEIN, GROSSTEILS REGIONALE BAUSTOFFE ZU VERWENDEN?

Da diese Frage von Materialwahl und Standort abhängig ist, kann sie pauschal nicht beantwortet werden.
Für das Erreichen des Hauptziels des Forschungsprojektes wird der Transport der Materialien ohnehin berücksichtigt und bewertet. Wenn zusätzlich die Umsetzung in der jeweiligen Region machbar ist, stellt das einen positiven Zusatzeffekt dar. Allerdings kann eine grobe Einordnung des Themas zur Abschätzung der Tragweite helfen: Erste Gegenüberstellungen zu Baustoffen und deren Transport haben gezeigt, dass ein Transport über 250 km bei nicht sehr schweren Baustoffen mit etwa einem Fünftel der Herstellungs-Emissionen ins Gewicht fällt. Somit ist tatsächliche Regionalität in erster Linie bei schweren Materialien wie Lehm, Beton oder Stahl ausschlaggebend.

FÜHRT DIE EINSCHRÄNKUNG DURCH CO2-NEUTRALITÄT ZU EINEM RÜCKSCHRITT UND WAS KÖNNEN WIR TUN, UM SCHLUSSENDLICH NICHT WIE VOR 100 JAHREN ZU BAUEN?

Es geht vor allem um die gezielte Einsparung von CO2, wo es bautechnisch sinnvoll ist. Durch die betriebene Forschung im Bereich „ökologisches Bauen“ wurden Systeme erarbeitet, die keinen Verzicht oder Rückschritt bedeuten. Vielmehr bauen wir darauf, Materialien gezielt nach deren Qualitäten einzusetzen und ihre Vorteile zu kombinieren.

Bauträger

MUSS WIRKLICH JEDE GRÜNFLÄCHE ALS RASEN AUSGEFÜHRT UND STÄNDIG GEMÄHT WERDEN?

Die Außenraumgestaltung stellt in Zusammenhang mit klimaneutralem Bauen eine besondere Herausforderung dar. Um Biodiversität zu stärken, sollen Grünflächen nur in geringem Umfang als Rasenflächen ausgeführt werden und darüber hinaus zum größten Teil in der Eigenverantwortung der Bestandshaltenden liegen.
Das Mähen von Grünflächen hat einen signifikanten Einfluss auf die Biodiversität. So kann zu häufiges Mähen dazu führen, dass bestimmte Pflanzenarten verdrängt werden. Auf die Ausgestaltung von Eigengärten kann nur bedingt Einfluss genommen werden, durch gezielte Information werden die Grundsätze der Biodiversität an die Mieter:innen kommuniziert.

MÜSSEN WIR BEIM KLIMANEUTRALEN BAUEN VOM STAND DER TECHNIK BZW. VON RICHTLINIEN UND NORMEN ABWEICHEN?

Es kann punktuell hilfreich sein, Teile von Normen vor allem in Hinblick auf klimaneutrales Bauen zu hinterfragen und das zu erreichende Schutzziel mit einer alternativen Lösung zu erreichen. In welchen Bereichen das konkret sinnvoll ist, kann nicht vorab beantwortet werden. Sinnvoll ist es jedenfalls, die Themen im Anlassfall transparent zu kommunizieren

WIE KÖNNEN WIR DIE MITARBEITENDEN FÜR VERTRIEB UND BESTANDSMANAGEMENT AUSREICHEND SCHULEN, UM KLIMANEUTRALE GEBÄUDE KOMPETENT ZU BEWERBEN UND ZU ERHALTEN? WIE KANN UNSERE HAUSVERWALTUNG, OHNE ERFAHRUNG ABSEITS DER GEWOHNTEN STANDARDLÖSUNGEN, AUCH LANGFRISTIG INSTANDHALTUNG UND SANIERUNGSMAßNAHMEN SICHERSTELLEN? WIE KÖNNEN WIR UNS SELBST SCHULEN, UM IM UMGANG MIT ALTERNATIVEN OBERFLÄCHEN FACHGERECHT ZU HANDELN?

Bewusstseinsbildung und Wissensaufbau der Mitarbeitenden unterschiedlicher Abteilungen sind wesentliche Elemente für langfristigen Erfolg, bringen allerdings auch einen gewissen Aufwand mit sich. Kernelemente davon sind:

  • Frühzeitige und laufende Einbindung im Forschungsprojekt zu Bau- und Planungsprozess, um Hintergründe und Genese der Projekte kennen und erklären zu können.
  • Vertiefte, gut verständlich aufbereitete schriftliche Dokumentation der Gebäude (inklusive Bilder, Piktogramme, etc.)
  • Aktive mündliche Kommunikation über bisher ungewohnte oder unbekannte Aspekte.

Die Schulung der Mitarbeitenden ist nicht deckungsgleich mit den Informationen an die Mieter:innen, es können allerdings Teile davon für beide Anwendungen verwendet werden.

MÜSSEN WIR KOMFORT UND STANDARD IN BEZUG AUF KLIMANEUTRALES BAUEN NEU DEFINIEREN?

Für klimaneutrales Bauen ist vor allem der thermische Komfort in Betracht zu ziehen. Eine Reduktion von Grenzwerten und Standards für thermischen Komfort wirken sich generell positiv auf klimaneutrales Bauen aus, indem z.B. Wärmeerzeuger geringer dimensioniert werden oder auch die Akzeptanz für kurzzeitige Spitzenwerte bei Extremtemperatur Ereignissen erhöht wird.

Finanzierung und Förderung

SIND DIE AKTUELLEN BEDINGUNGEN DER WOHNBAUFÖRDERUNG IN BEZUG AUF KLIMANEUTRALES BAUEN ZU ADAPTIEREN?

Die Bedingungen für die Wohnbauförderung werden von den Bundesländern festgelegt. Regeln und Kriterien für die Vergabe von Förderungen sind Ländersache. In Bezug auf klimaneutrales Bauen sind die aktuell gültigen Förderbestimmungen anzupassen, indem beispielsweise verpflichtende Öko-Bilanzierungen bzw. entsprechend einzuhaltende Grenzwerte vorgegeben werden.

KÖNNEN WIR AUCH ANDERE FÖRDERTÖPFE ALS ÜBLICH NUTZEN?

Ja! Voraussetzung ist die Kompatibilität mit der Wohnbauförderung. Ein Beispiel ist der CO2-Bonus durch den Waldfonds, bei dem im Wesentlichen der Einsatz von Holz gefördert wird.
Alternative Förderungen sind projektspezifisch jedenfalls anzudenken.

GIBT ES LEUTE, DIE GEZIELTES FÖRDERUNGSMANAGEMENT MACHEN?

Ja, es gibt Personen, die sich auf Fördermanagement spezialisiert haben.
Sie bieten professionelle Unterstützung bei der Identifizierung und Beantragung von Fördermitteln an, verfügen über Kenntnisse des Zuwendungsrechts und können die Antragsverfahren effizient begleiten.
Die Chancen auf Fördermittel können dadurch erhöht werden.

UM WIEVIEL WERDEN DIE PLANUNGSKOSTEN HÖHER SEIN ALS BEI KONVENTIONELLEN PROJEKTEN?

Der Komplexitätsgrad in der Planung für klimaneutrales Bauen ist höher als bei konventionellen Projekten. Je nach Projekt ist mit einer Erhöhung der Planungskosten um 10-30% zu rechnen.
Dies betrifft alle Planungsleistungen (Architektur, Statik, Brandschutz, Haustechnik etc.).

KÖNNEN WIR DIE MEHRKOSTEN DER KLIMANEUTRALITÄT IM VORHINEIN BEZIFFERN?

Nein. Unterschiedliche Faktoren wie z.B. CO2-Preis, Preise für die Energieversorgung, etc. sind aktuell nicht vorhersehbar.

WERDEN WIR TROTZ HÖHERER KOSTEN NUR EINEN NIEDRIGEREN STANDARD UMSETZEN KÖNNEN?

Das lässt sich objektiv nicht beantworten, da gewisse Standards subjektiv unterschiedlich wahrgenommen werden. Durch den Einsatz von ökologischen Materialien speziell in den Oberflächen lässt sich ein höherer Standard als gewohnt erzielen und beispielsweise die Wohnqualität im Innenraum steigern. Aus technischer Sicht werden auch in diesem Projekt die Mindestanforderungen erfüllt, wenn auch möglicherweise andere Systeme als üblich eingesetzt werden.

WERDEN DIE PREISE FÜR ÖKOLOGISCHE MATERIALIEN LANGFRISTIG SINKEN, WENN DER MARKT DAFÜR WÄCHST?

Zukunftsprognosen zur Preisentwicklung sind sehr schwer zu treffen. In den vergangenen Jahren lässt sich am Beispiel Brettsperrholz gut erkennen, dass mit steigender Nachfrage und damit einhergehend optimierten Herstellungsprozessen die Kosten deutlich sinken können. Es liegt also im Bereich des Möglichen, dass bei steigender Nachfrage und damit einhergehend größerer Massen-Abwicklungen gewisse Produkte / Baustoffe wirtschaftlicher hergestellt werden können.

WIE KÖNNEN WIR DIE LEISTBARKEIT BETREFFEND, DIE BALANCE ZWISCHEN BAUKOSTEN UND BETRIEBSKOSTEN BEHALTEN?

Die Errichtung von klimaneutralen Gebäuden beinhaltet zum momentanen Zeitpunkt einen finanziellen Mehraufwand in der Errichtung. Sowohl umlagefähige als auch nicht umlagefähige Betriebskosten können durch die bereits in der Planung berücksichtigte Lebenszyklusphase B geringer ausfallen als bei herkömmlichen Projekten. Beispielsweise reduzieren energieeffiziente Heizung und Gebäudetechnik sowohl den Energiebedarf als auch die Kosten für den laufenden Betrieb.

Haustechnik

SOLLEN WIR UNS AUF HIGH-TECH ODER LOW-TECH-LÖSUNGEN KONZENTRIEREN, UM KLIMANEUTRALITÄT ZU ERLANGEN?

Vorab: Es gibt aktuell weder eine verbindliche Definition des Begriffes Low-Tech noch ein Maßsystem für den Technisierungsgrad von Gebäuden, aber es besteht ein gemeinsames Grundkonzept: So zielen Lowtech Gebäude darauf ab, komplexe Technik zu vermeiden, um Widerstandsfähigkeit, Anpassbarkeit und in weiterer Folge Langlebigkeit zu erreichen. Die Planung berücksichtigt insbesondere lokale Umweltbedingungen, regionale Materialien und einfache Funktionalität und Handhabbarkeit. Das dämpft den Ressourcenverbrauch und erleichtert die Erlangung von Klimaneutralität.

WAS IST DAS MINIMUM AN HAUSTECHNIK, DAS MAN UNTER DIESEN GEGEBENHEITEN BENÖTIGT?

Um das Ziel innenräumlicher Gesamtbehaglichkeit mit möglichst wenig Technikeinsatz zu erreichen, verfolgt ein Low-Tech-Gebäudekonzept einen stets auf das lokale Klima bezogenen vierstufigen Planungsansatz:

  • Vereinbaren der für die Gesamtbehaglichkeit einzuhaltenden Parameter, etwa den angestrebten thermischen Komfortbereich, die zulässige Luftbewegung, etc.
  • Bauliche Optimierung, etwa durch Ausrichtung der Baukörper, Positionierung der Fenster, Dimensionierung thermischer Massen, etc.
  • Setzen geeigneter passiver haustechnischer Maßnahmen, wie Sonnenschutz, Lüftungsflügel, etc.
  • Wahl einfacher aktiver haustechnischer Maßnahmen zur Deckung des Restbedarfs etwa an Heizung, Kühlung oder Lüftung.

MUSS DIE LEITUNGSFÜHRUNG AN DIE BAUWEISE (Z.B. HOLZBAU, STROHDÄMMUNG) ANGEPASST WERDEN?

Jede Bauweise hat eigene Anforderungen und spezifische Möglichkeiten zur Führung diverser Leitungen. Das gilt für klimaneutrale Bauweisen ebenso wie für konventionelle. So können beispielsweise Elektroleitungen in die STB-Schalung eingelegt, in Mauerwerk eingestemmt, in Sichtholzelemente (werkseitig) eingefräst oder in allen Bauweisen in Vorsatzschalen verlegt werden.
Elektroleitungen in regenerativen Baustoffen, sowie Wasserleitungen in horizontalen Flächen sollten so weit wie möglich vermieden werden.
Ein höherer Vorfertigungsgrad wirkt sich auf Versorgungsleitungen und Installationen aus.
Insgesamt erfordern Sichtoberflächen (egal ob Holz, Ziegel oder Beton) eine sorgfältige Planung und die grundsätzliche Entscheidung, ob Leitungen verdeckt oder bewusst sichtbar und somit zugänglich ausgeführt werden.

KÖNNEN WIR TATSÄCHLICH ENERGIEAUTARK SEIN?

Technisch ist es möglich, ein energieautarkes Gebäude zu errichten, etwa durch eine Kombination aus hoher Solarstromproduktion und entsprechend groß ausgelegten Strom- und Wärmespeichern. Ohne Netzanschluss bedeutet die Abdeckung von Spitzenlasten etwa zur Bereitstellung von Warmwasser im Winter mit aktuellen Technologien aber einen hohen Aufwand und großen Materialeinsatz.
Ökologisch sinnvoller und auch ökonomisch leistbarer als viele energieautarke Einzelgebäude erscheint die Erlangung von Autarkie auf Siedlungsebene. Hier können Skalierungseffekte und Synergien aus unterschiedlichen Nutzungsprofilen realisiert werden.

WERDEN GEBÄUDEKONZEPTE OHNE HAUSTECHNIK IM WOHNBAU IN ÖKOLOGISCHER BAUWEISE MÖGLICH SEIN, WENN WIR ALLE DREI LEBENSZYKLUSPHASEN BERÜCKSICHTIGEN?

Das oberste Ziel des Forschungsprojekts DREIxNULL=NULL ist die Reduktion der CO2-Emissionen. Eine Reduktion der Haustechnik kann, muss aber nicht der Ansatz dafür sein.
Wohnbauten mit ausreichender Eigenmasse, hohen Dämmstandards, kompakter Form und ausgewogenen Fensterflächen können ohne konventionelle Heizung und mechanisches Lüftungssystem betrieben und aus ökologischen Baumaterialien hergestellt werden. Das bedeutet aber nicht, dass auf Haustechnik verzichtet werden kann. So muss der hygienische Luftwechsel mit geringsten thermischen Verlusten sichergestellt sein, was etwa durch eine CO2- und Temperatur gesteuerte Fensterlüftung realisiert werden kann. Warmwasser muss bereitgestellt und für langanhaltende Hitze- oder Kälteperioden durch technische Backups wie zum Beispiel Infrarotpaneele, Splitgeräte, etc. vorgehalten werden.

Instandhaltung und Wartung

GIBT ES EIN AUSREICHENDES ANGEBOT AN FIRMEN FÜR INSTANDHALTUNGS- UND REINIGUNGSARBEITEN VON MATERIALIEN, WELCHE VON DEN KONVENTIONELLEN ABWEICHEN?

Für Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten kann auf Pflege- bzw. Wartungshinweise der Hersteller zurückgegriffen werden. Teilweise unterscheiden sich diese bei ökologischen Materialien von konventionellen Materialien. Unter Berücksichtigung der Vorgaben können auch konventionelle Firmen mit Instandhaltungs- und Reinigungsarbeiten von ökologischen Materialien beauftragt werden.

KANN DIE INSTANDHALTUNG BEREITS IM ZUGE DER AUSSCHREIBUNG BEI DEN FIRMEN ANGEFRAGT WERDEN?

Ja, das kann gemacht werden. Je nach Gewerk ist das allerdings mehr oder weniger sinnvoll. Gängig ist diese Vorgehensweise z.B. beim Aufzug oder bei gärtnerischen Arbeiten.

WIE KÖNNEN PROZESSE DER INSTANDHALTUNG, REPARATUR ETC. MIT REGIONALEN AKTEUREN GESTALTET WERDEN?

Reparaturarbeiten sollen von fachlich kompetenten Personen durchgeführt werden. Ob dies mit regionalen Akteuren umsetzbar ist, muss durch gezieltes Ansprechen von Firmen bzw. Erfahrungswerte ausgelotet werden und hängt von der jeweiligen regionalen Lage ab. Bei Instandhaltungsarbeiten kann auf Herstellervorgaben zurückgegriffen werden, die von entsprechend geschultem Personal durchgeführt werden können.

Klimaneutralität

WELCHE ÖKOLOGIE-THEMEN KÖNNEN WIR NEBEN DEM CO2 ASPEKT NOCH BETRACHTEN?

Da gibt es viele. Um uns nicht zu verzetteln, haben wir für das Forschungsprojekt DREIxNULL=NULL bewusst Emissionsreduktion (konkret: CO2-Äquivalente) als Fokus gewählt. Diesen stellen wir in den Kontext der neun planetaren Grenzen als Überbau. Zusätzlich betrachten wir auch die beiden flankierenden Themen Kreislaufwirtschaft und Klimawandel-Anpassung, also Ressourcenschonung und Resilienz der Gebäude.

WIE KÖNNEN WIR DIE ÖKOLOGISCHEN AUSWIRKUNGEN VON BAUTEILEN BZW. BAUWEISEN ZWISCHEN ERRICHTUNG UND BETRIEB VERGLEICHEN?

Im Forschungsprojekt DREIxNULL=NULL wird die Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes berechnet. Das bedeutet, dass die ökologischen Auswirkungen den einzelnen Lebenszyklusphasen A (Errichtung), B (Betrieb) und C (Rückbau) zugewiesen werden. Damit sind sie gut vergleichbar.
Ökobilanzierung für die drei Lebenszyklusphasen A ist auf Gebäude-, Bauteil- oder Baustoff-Ebene möglich. Die Ebene der einzelnen Baustoffe bzw. Produkte bildet dabei die Grundlage, von der hochgerechnet wird. Für viele Produkte sind diese Daten bereits gesammelt und verifiziert als EPD (=Umweltproduktdeklaration) verfügbar. Sofern für Materialien keine verifizierten EPDs vorliegen, werden für die Bilanzierung generisch berechnete Durchschnittsdaten verwendet.

WIE WIRD EINE ÖKOBILANZ ERSTELLT?

Im Rahmen von DREI x NULL = NULL erstellte Ökobilanzen werden über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes, von der Errichtung bis zum Rückbau berechnet. Die Grundlage dafür bilden sogenannte Umweltproduktdeklarationen (EPD) bzw. generische Datensätze, in denen die Umweltauswirkungen eines Produkts oder Materials für die jeweiligen Lebenszyklusphasen aufgelistet sind.
Vereinfacht gesprochen werden diese Daten mit den Massen der jeweiligen Baustoffe eines Gebäudes multipliziert und aufsummiert. Für die Phase B (Betrieb) werden dabei zusätzlich Sanierungs- und Umbauintervalle sowie berechneter Energieverbrauch im Betrieb berücksichtigt. Für jede Lebenszyklusphase werden eine Reihe von Umweltindikatoren ermittelt. Das „Global Warming Potential“ (GWP) stellt einen dieser Indikatoren dar und wird in CO2-Äquivalenten/m²BGF angegeben.
Für DREI x NULL = NULL haben wir uns dazu entschlossen, den Fokus der Bilanzierung auf das GWP zu setzen und dieses grafisch über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes als Atmosphärenbilanz darzustellen.

IST ES TATSÄCHLICH DIE LÖSUNG, NUR MEHR IN HOLZ ZU BAUEN?

Ziel des Forschungsprojekts DREI x NULL = NULL ist, Materialien effizient zu nutzen und dabei so wenig CO2 Emissionen wie möglich zu erzeugen. Allgemein lässt sich sagen, dass Holzbau nicht auf alle Herausforderungen auf Materialebene reagieren kann. Holzbauprodukte und Stroh haben gegenüber anderen Materialien den großen Vorteil, dass sie der Atmosphäre im Laufe ihres Wachstums bereits CO2 entzogen haben, welches im verbauten Zustand als Kohlenstoffspeicher im Material gebunden bleibt.
Im Gegensatz dazu entstehen laut Internationaler Energie Agentur (IEA) rund 7-8% der globalen CO2-Emissionen durch Zement-Herstellung.

BIS ZU WELCHER DETAILSCHÄRFE MACHEN LEBENSZYKLUSANALYSEN SINN?

Im Forschungsprojekt DREI x NULL = NULL werden Lebenszyklusanalysen so detailliert wie möglich durchgeführt. Diese detaillierte Betrachtung wird uns dabei helfen, Erfahrungswerte zu sammeln, bis zu welchem Detaillierungsgrad LCAs künftig anwendbar und auch zielführend sind. Bereits in sehr frühen Projektphasen können anhand der massenrelevantesten Baustoffe bzw. durch Erfahrungswerte sehr aussagekräftige Werte ermittelt werden.

WIE KÖNNEN WIR EINEN SOLL-IST-VERGLEICH ZWISCHEN ERGEBNISSEN DES FORSCHUNGSPROJEKTES UND DER REALITÄT DURCHFÜHREN?

Der Abgleich der erstellten Ökobilanzen mit dem hoch gesteckten Ziel, in allen drei Lebenszyklusphasen klimaneutral zu sein, wird den ersten Realitätscheck darstellen.
Die Abweichung von Berechnung und tatsächlichem Verbrauch im Betrieb könnte durch ein Monitoring-Programms z.B. im Rahmen eines weiteren Forschungsprojekts betrachtet werden, ist allerdings nicht Teil von DREI x NULL = NULL.
Ein Vergleich der berechneten grauen Emissionen zu den tatsächlichen Emissionen ist nicht möglich, da der CO2-Ausstoß in der Herstellung zwar berechnet, aber praktisch nicht gemessen werden kann.

KÖNNEN WIR DIE GRUNDSTÜCKE FÜR DEN BODENAUFBAU BEREITS WÄHREND DER PLANUNGSPHASE NUTZEN?

Ja. Gezielter Boden- bzw. Humusaufbau stellt eine CO2 Senke dar und kann jederzeit, auch während bzw. vor der Planungsphase auf dem Baugrundstück durchgeführt werden. Vor allem brachliegende Flächen eignen sich besonders für Humusaufbau.
Zu berücksichtigen ist allerdings, dass Flächen zum Humusaufbau am Grundstück eine logistische Herausforderung im Bauablauf darstellen. Mit steigender Bebauungsdichte wächst auch die logistische Herausforderung.

MUSS ÖKOLOGISCHE BAUWEISE VERZICHT BEDEUTEN?

Aus unserer Sicht bedeutet ökologisch zu Bauen für die Nutzenden keinen Verzicht, da bestehende Anforderungen eingehalten werden und sich die größten Unterschiede zu konventionellen Gebäuden in den Konstruktionen befinden. Zusätzlich wird durch den Einsatz von ökologischen Materialien z.B. die Innenraum-, sowie Innenluft-Qualität verbessert.

WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN KOHLENSTOFF-SPEICHER UND KOHLENSTOFF-SENKE?

Ein Speicher hat bereits zu einem früheren Zeitpunkt Kohlenstoff eingelagert. So hat zum Beispiel Bauholz oder Stroh, das im Wachstum über einen bereits abgeschlossenen Zeitraum CO2 aus der Atmosphäre umgewandelt und eingelagert. Das gilt auch für Pflanzenkohle, die aus organischem Material gewonnen wurde.
Im Gegensatz dazu lagert eine Senke weiterhin aktiv immer mehr Kohlenstoff ein. Ein intaktes Moor, eine zum weiteren Humusaufbau genutzte Grünfläche, ein weiter wachsender Baum oder ein intakter Wald stellen Beispiele für natürliche Kohlenstoff-Senken dar.

WAS IST EINE KOMPENSATIONS- BZW. AUSGLEICHSMASSNAHME UND WAS IST DABEI DER UNTERSCHIED ZU KOHLENSTOFF-SPEICHER UND -SENKEN?

Der Klimawandel ist ein globales Phänomen. Es spielt daher keine wesentliche Rolle, wo auf unserer Erde Treibhausgase ausgestoßen, vermieden oder gesenkt werden. Vielmehr ist die Menge an Treibhausgasen, die sich in der Atmosphäre befinden, entscheidend.
Eine CO2-Kompensations- oder Ausgleichsmaßnahme, liegt vor, wenn Treibhausgasemissionen an einem Ort – verursacht etwa durch Verbrennung – durch eine Maßnahme, die Treibhausgase an einem anderen Ort reduziert, rechnerisch aufgehoben wird.
Diese Reduktion an anderer Stelle kann sowohl durch die Verminderung des Treibhausgas- Emissionen, etwa durch den Ersatz eines Braunkohlekraftwerks durch ein Gaskraftwerk, oder durch die Förderung einer Senke, etwa die Wiedervernässung eines Moors oder die Aufforstung eines Waldes, erfolgen.

Nutzende

WIE KÖNNEN WIR EIGENVERANTWORTLICHES HANDELN DER NUTZENDEN IN BEZUG AUF DEN UMGANG MIT DER KONSTRUKTION FÖRDERN?

Eigenverantwortliches Handeln kann grundsätzlich nicht vorausgesetzt werden – aber: Je größer der Informationsgrad bei den Nutzenden, desto größer ist das Verständnis für Konstruktion und Material. Daher sollte die Information der Mieter:innen auf zwei Ebenen erfolgen:

  • Vertiefte, gut verständlich aufbereitete schriftliche Dokumentation der Gebäude (inklusive Bilder, Piktogramme, etc.)
  • Aktive mündliche Kommunikation über bisher ungewohnte oder unbekannte Aspekte

Dieses Handbuch enthält auch Hintergründe, die helfen zu verstehen, warum in dieser Form gebaut wurde und welche Aspekte besonders wichtig sind. Die Schulung der Mitarbeitenden ist nicht deckungsgleich mit den Informationen an die Mieter:innen, es können allerdings Teile davon für beide Anwendungen verwendet werden.

KÖNNEN WIR DIE NUTZENDEN DURCH INFORMATION IM VORFELD ZUM UMGANG MIT MATERIALIEN UND DER BAUSUBSTANZ LÄNGER AN DIE GEBÄUDE BINDEN?

Durch eine Reihe von Vorteilen kann sich eine längere Bindung ergeben. Beispielsweise führt der klimaneutrale Betrieb des Gebäudes zu stabileren Betriebskosten. Innenraumklima und Raumluftqualität werden durch die Oberflächen natürlicher Materialien verbessert.
Allerdings stellen individuelle Faktoren wie Wohnungsgröße, Mietpreis, Verkehrsanbindung, Arbeitsplatz etc. größere Hebel zur längeren Bindung von Nutzenden dar.

WIE KÖNNEN WIR DAS ENGAGEMENT DER BEWOHNER:INNEN UND DIE IDENTIFIKATION MIT DEM HAUS STÄRKEN?

Vertrauensbildende Maßnahmen, wie Probewohnen und Info-Abende können einen positiven Effekt auf die Identifikation mit dem Gebäude haben. Neben gut gestalteten Wohnungen spielen attraktive, kommunikative Allgemein- und Erschließungsräume sowie Außenräume mit Aufenthaltsqualitäten eine wesentliche Rolle. Im Hinblick auf die Klimaneutralität der Gebäude kann auch die Verwendung natürlicher, haptisch angenehmer Materialien zur Identifikation beitragen.
Darüber hinaus trägt die Tatsache, dass es im fertiggestellten Gebäude noch gewisse Handlungsspielräume gibt, an denen sich die Bewohner:innen selbst einbringen, und die Wohnanlage zu eigen machen können zur Zufriedenheit, Identifikation und Engagement der Bewohner:innen mit dem Gebäude bei.

WIE KÖNNEN WIR DAFÜR SORGEN, DASS WIR DIE INTERESSEN UND WÜNSCHE DER NUTZENDEN TREFFEN?

Aus Erfahrungen bisheriger Projekte lässt sich ableiten, dass Interessen und Wünsche oft durch einen gewissen Handlungsspielraum, sich selbst einbringen zu können, abgedeckt werden können. Ein Beispiel wären z.B. entsprechende Unterkonstruktionen in der Außenwand, um den Nutzenden die Möglichkeit zu geben, eine Markise auf Balkon oder Terrasse nachzurüsten.

KÖNNEN WIR MIT DIESEN GEBÄUDEN ALLE NUTZENDEN ANSPRECHEN?

Klimaneutraler, leistbarer Wohnraum sollte für alle zur Verfügung gestellt werden. Vor allem in ländlichen Gebieten können Wohnungsmix und Qualitäten wie beispielsweise höhere Privatheit, Gärten, etc. dazu beitragen, ein breiteres Zielpublikum anzusprechen.
Nachdem Wohnungsbedürfnisse sehr individuell geprägt sind, können unabhängig von der Bauweise nicht alle Nutzenden adressiert werden.

WIE HOCH IST DIE AKZEPTANZ DER MIETER:INNEN GEGENÜBER ALTERNATIVEN OBERFLÄCHEN (LEHM, HOLZ ETC.)?

Oberflächen aus ökologischen Materialien müssen sich optisch nicht zwingend von konventionellen unterscheiden. Beispielsweise gibt es weiße Lehm-Oberflächen. Dadurch können die Vorteile von Lehm mit dem gewohnten Erscheinungsbild weißer Wände verbunden werden. Holz- und Lehmoberflächen können zu einem verbesserten Wohlbehagen führen und werden in der Regel als warme Oberfläche wahrgenommen. Gestaltungsspielraum ist sowohl bei Holz- als auch bei Lehmoberflächen vorhanden.

SIND DIE MIETER:INNEN SCHON SO WEIT, MEHR GELD AUSZUGEBEN, UM IN EINEM KLIMANEUTRALEN GEBÄUDE ZU WOHNEN?

DREI x NULL = NULL hat nicht das Ziel, Leuchttürme für ein Luxus-Klientel zu schaffen. Vielmehr sollen drei Demoprojekte für leistbaren klimaneutralen Wohnbau geschaffen werden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass Mehrkosten für die Errichtung von klimaneutralen Gebäuden anfallen. Die Umlage der Mehrkosten auf die Mieter:innen liegt in der Hand der Bauträger.

Planung

WENN KÜNFTIG KEINE UNTERGESCHOSSE MEHR ERRICHTET WERDEN SOLLEN, SO WERDEN TECHNIK- UND EINLAGERUNGSRÄUME SOWIE STELLPLÄTZE UNTERGEBRACHT? BZW. IST DABEI MIT ÖKONOMISCHEN KONSEQUENZEN ZU RECHNEN?

Dazu gibt es eine Reihe an möglichen Alternativen, die jedoch projektspezifisch betrachtet werden müssen. Im Allgemeinen gibt es z.B. folgende Lösungsansätze:
Technische Geräte können zentral im Erdgeschoß, dezentral in Nebengebäuden oder auch in Abstimmung mit dem TGA-Konzept dezentral in Wohnungen untergebracht werden. Einlagerungsräume können in die Wohnungen integriert, zentral im Erdgeschoß oder auch angrenzend an die Erschließungszonen geschoßweise angeordnet werden.
Stellplätze können ebenerdig am Grundstück, oder auch in Sammelhochgaragen untergebracht werden. Ein sinnvoller Stellplatzschlüssel und eine mögliche Reduktion sind vorrangig zu überlegen und mit der Gemeinde abzustimmen.
Die ökonomischen Konsequenzen sind von Fall zu Fall individuell zu betrachten. Durch den Verzicht auf ein Untergeschoß können Kosten unter Umständen sogar gesenkt werden.

WIE KÖNNEN WIR ES VERHINDERN, STELLPLÄTZE ZU BAUEN, DIE DANN LEER STEHEN?

Die Anzahl der Stellplätze im Verhältnis zur Wohnungsanzahl wird durch die lokalen Bebauungsbestimmungen, respektive durch die Gemeinde reguliert. Das Stellplatzregulativ kann durch ergänzende Maßnahmen (z.B. Mobilitätskonzept) reduziert werden. Niederschwellige Carsharing-Konzepte oder das Sharing von Lastenfahrrädern können Bestandteile eines solchen Mobilitätskonzepts sein.
Darüber hinaus kann eine smarte Planung dazu beitragen, leerstehende Stellplätze mit relativ wenig Aufwand alternativ zu nutzen. Beispielsweise durch die Ausführung unversiegelter oberirdischer Stellplätze.

KÖNNEN WIR FORM UND LAGE DER GEBÄUDE AUF DEN GRUNDSTÜCKEN NACH ÖKOLOGISCHEN KRITERIEN AUSRICHTEN?

Das hängt stark von der geforderten Dichte, Umgebung und Ausrichtung des Grundstücks ab. In vielen Fällen wird die Lage der Baukörper bereits im Bebauungsplan festgelegt. Wenn die Lage damit noch nicht definiert ist, können ökologische Kriterien einen größeren Einfluss haben. Diese Ausrichtung muss aber ebenso mit anderen Aspekten wie Städtebau, Belichtungsverhältnissen, Abstandsregeln, Gestaltung des Außenraums, etc. abgestimmt werden.
Darüber hinaus ist die Ausrichtung der Gebäude beispielsweise aufgrund heutiger Dämmstandards nicht mehr im selben Maß relevant, wie die Anforderungen der Solar- und Passivhaus-Architektur der 1990er Jahre.

WIE IST ES MÖGLICH, SOLARE GEWINNE ZU NUTZEN?

Solare Gewinne können einerseits durch den Einsatz von PV-Anlagen oder Kollektoren, andererseits durch gezielten Solareintrag in das Gebäude erzielt werden. Um Wärme und Energie möglichst lange im Gebäude zu speichern, ist der Einsatz von Speichermasse entscheidend. Jedenfalls sind Gebäude vor sommerlicher Überwärmung zu schützen. Mit Hilfe von bauphysikalischen Simulationen kann der solare Eintrag im Gebäude evaluiert werden. Die Orientierung eines Gebäudes und die Ausrichtung der Fenster bestimmen den Wärmegewinn während der Heizperiode. Das Potential, Wärmegewinne während der Heizperiode zu maximieren, wird aber häufig überschätzt und spielt primär bei Passivhäusern eine relevante Rolle. Je nach Gebäudeform und Fensterflächenanteil liegt der maximale Wärmegewinn bei 4 – 8 kWh/m² und Jahr.

WIE KÖNNEN WIR GLASFLÄCHEN OPTIMIEREN, UM ÜBERHITZUNG ZU VERHINDERN?

Überhitzung wird einerseits durch Positionierung und Dimensionierung von Glasflächen und andererseits durch beweglichen bzw. konstruktiven Sonnenschutz (Vordach, Lamellen, auskragende Gebäudeteile, Bepflanzung, etc.) beeinflusst. Auch der g-Wert von Verglasungen bzw. Sonnenschutzgläser beeinflussen die Überhitzung.
Als grobe Faustformel für frühe Planungsstadien können sämtliche Glasflächen und unterschiedliche Maßnahmen aufsummiert werden. Hochgerechnet auf die gesamte Fassadenfläche sollte der solare Eintrag damit auf 5% reduziert werden, um sommerliche Überhitzung zu verhindern.
Das Spektrum der Berechnungsmöglichkeiten reicht von dieser groben Abschätzung, über die Standard-Berechnungen der Bauphysik bis hin zu komplexen Simulationen.

WIE KÖNNEN WIR DIE BELEUCHTUNG IM AUSSENRAUM GESTALTEN, UM NICHT ZUSÄTZLICH ZUR LICHTVERSCHMUTZUNG BEIZUTRAGEN?

Ein wesentlicher Schritt ist festzulegen, wann und wo künstliches Licht überhaupt benötigt wird und tatsächlich nur dort für Beleuchtung zu sorgen. Um Streulicht generell und speziell nach oben zu vermeiden, sollten Lichtquellen so positioniert werden, dass von oben nach unten und nahe am zu erkennenden Objekt beleuchtet wird. Ein wesentliches Detail ist auch die Wahl einer warmen Lichtfarbe mit niedriger Farbtemperatur bis etwa 2700 Kelvin.

KÖNNEN SPÄTERE UMBAUMÖGLICHKEITEN BEREITS JETZT MITGEDACHT WERDEN?

Es können in der Planung bereits Schnittstellen zwischen Einheiten mitgedacht werden, welche z.B. eine Zusammenlegung zu einem späteren Zeitpunkt erleichtern. Eine Reduktion des Traggerüsts auf ein Minimum erleichtert spätere Umbaumaßnahmen. Die Berücksichtigung eines eventuell später nötigen barrierefreien Badezimmers ist im Sinne des anpassbaren Wohnbaus mittlerweile Standard.

KANN DURCH EINE FLEXIBLE GRUNDRISSGESTALTUNG EINE LANGFRISTIGE NUTZUNG SICHERGESTELLT WERDEN?

Durch die gezielte Reduktion von tragenden Bauteilen im Grundriss sind unterschiedliche Raumkonzepte umsetzbar. In der Planung können bereits geplante Schnittstellen zwischen Einheiten mitgedacht werden, um den Aufwand bei einer Umgestaltung gering zu halten. Die größte Herausforderung stellt dabei der Schallschutz zwischen den Nutzungseinheiten dar.

Recht | Normen | Gewährleistung

WIE SIEHT DER STANDPUNKT DER VERSICHERUNGEN GEGENÜBER EINEM GEBÄUDE AUS ÖKOLOGISCHEN MATERIALIEN AUS?

Gebäudeversicherungen von Holzhäusern unterscheiden sich kaum von Gebäuden in klassischer Bauweise.
Die Bauartklasse beurteilt das zu erwartende Brandrisiko und bezieht sich auf die Bauweise des Hauses und die Beschaffenheit des Daches. Viele Versicherer verzichten auf Risikozuschläge, weil unter Einhaltung der Bauvorschriften hinsichtlich Brandverhalten kein Unterschied zu herkömmlichen Gebäuden besteht.
Es existieren bereits eigene Versicherungstarife für ökologische Materialien, jedoch sind diese noch selten. So gibt es beispielsweise Deckungserweiterungen für den Einsatz von ökologischen und nachhaltigen Materialien zur Schadensbehebung bzw. werden Prämienrabatte für zertifizierte Green Buildings gewährt.

INWIEWEIT SIND TECHNISCHE LÖSUNGEN AUS BENACHBARTEN LÄNDERN AUCH AUF ÖSTERREICH ÜBERTRAGBAR?

Diese Frage stellt sich in erster Linie, wenn gültige Normen dadurch umgangen oder nicht erfüllt werden. Bei Kenntnisnahme durch den Bauträger der Abweichung zu der in Österreich gültigen Norm sind technische Lösungen übertragbar, wenn die Rahmenbedingungen (z.B. klimatische Verhältnisse) übereinstimmen.

WELCHE GESETZE, RICHTLINIEN UND NORMEN SIND IN BEZUG AUF KLIMAGERECHTES BAUEN HINDERLICH?

Bautechnisch sind in erster Linie Brandschutz, statische Überdimensionierung für Erdbeben und weitere Sicherheiten (Eurocode 8) hinderlich.
Auch Aspekte aus Mietrecht oder Eigentumsgesetz können hinderlich sein.
Projektspezifisch können auch noch weitere Gesetze, oder sehr spezifische Normen Stolpersteine darstellen.

WELCHE GESETZE, RICHTLINIEN UND NORMEN SIND UNBEDINGT EINZUHALTEN?

Gesetze, im speziellen die regional gültigen Baugesetze sind jedenfalls einzuhalten. Richtlinien stellen verbindliche Handlungsanweisungen dar und können durch nationales Recht wirksam werden. (z.B. OIB-Richtlinie).
Die Anwendung von Normen ist grundsätzlich freiwillig, es sei denn, sie werden durch Gesetze oder Verträge verbindlich gemacht.
Normen und technische Richtlinien, die dem Schutz von Leib und Leben dienen sind unbedingt einzuhalten.

KÖNNEN WIR DURCH SELBST DEFINIERTE SCHUTZZIELE EINE ALTERNATIVE ZUR KLASSISCHEN NORMUNG BZW. ABWEICHUNGEN ZU OIB-RICHTLINIEN SCHAFFEN?

Ja, wenn wir Gleichwertigkeit nachweisen und das Schutzziel auf einem anderen Weg erreichen können.

Re-Use

WIE MUSS EIN PLANUNGS- UND BAUPROZESS BEI RE-USE IM GRÖSSEREN MASSSTAB AUSSEHEN?

Für die zeitgerechte Beschaffung der Materialien ist mit einer längeren Vorlaufzeit zu rechnen und dementsprechend gibt es eine Verschiebung der Baustoffbeschaffung in eine frühere Planungsphase.
Die Klassifizierung der verwendeten Re-Use Baustoffe dient als Grundlage für Ausschreibung und Vergabe. Neben Planungs- und Bauprozessen sind dabei auch logistische Fragen mitzudenken.
Des Weiteren kann resiliente Planung dabei helfen, mögliche Alternativen zu antizipieren, falls eingeplante Bauteile doch nicht mehr auf diese Art verfügbar sind.

WIE MÜSSEN BAUTEILE AUSSEHEN, UM SPÄTER WIEDERVERWENDET ZU WERDEN?

Die Wiederverwendung von Bauteilen kann auf unterschiedliche Art funktionieren. Im Idealfall sind die Verbindungen der Bauteile zerlegbar, so kann das gesamte Bauteil wiederverwendet werden. Beispielsweise sind Schraub- oder Steckverbindungen gegenüber Verklebungen vorzuziehen. Alternativ können Bauteile auch durch mechanische Verfahren, wie beispielsweise Sägen von Beton, demontiert werden. Als Faustregel gilt dabei: Je zerstörungsfreier eine Demontage möglich ist, desto höher ist das Potential der Wiederverwendbarkeit der Bauteile. Standardisierte bzw. einheitliche Maße erhöhen die Wiederverwendbarkeit im größeren Maßstab.

WIE KANN DIE WIEDERVERWENDUNG BEREITS VERBAUTER BAUTEILE FUNKTIONIEREN?

Je nach Konstruktion können bereits verbaute Bauteile besser oder schlechter wiederverwendet werden. Ausschlaggebend dabei sind die Verbindungen der Bauteile.
Gegossene und geklebte Verbindungen sind deutlich schwerer zu trennen als Schraub- oder Steckverbindungen. Ziel ist es, möglichst zerstörungsfrei ein Maximum der Bauteile wiederzuverwenden. Im Bereich Beton sind für Wiederverwendungen oft mechanische Verfahren, z.B. Sägen, notwendig.
Voraussetzung für die Wiederverwendung tragender Bauteile ist die Rezertifizierung bzw. eine Freigabe durch zertifizierte Personen (z. B. Tragwerksplaner).

  DIE WICHTIGSTEN BEGRIFFE  

Atmosphärenbilanz

Die Atmosphärenbilanz erfasst und visualisiert Emissionen und Einlagerungen von CO2 eines Gebäudes über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg. Im Rahmen des F&E Projekts DREIxNULL=NULL wurde eine grafische Darstellungsweise der Atmosphärenbilanz entwickelt.
Sie stellt dabei alle Kohlenstoffflüsse in einem zeitlichen Verlauf dar. Ziel ist es, die Klimawirkung eines Gebäudes möglichst präzise und vor allem ganzheitlich abzubilden.

Berücksichtigt werden alle Lebenszyklusphasen von der Rohstoffgewinnung zur Herstellung und Errichtung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung. Zusätzlich können Beiträge zur Kohlenstoffbindung sichtbar gemacht werden. Beispielsweise der Aufbau von Kohlenstoffspeichern in biogenen, nachwachsenden Rohstoffen wie Holz oder Strohdämmung, den Erhalt bestehender Speicher durch Wiederverwendung von Bauteilen oder auch die aktive Senkenbildung, etwa durch die Herstellung von Pflanzenkohle.

Im Unterschied zu einer rein bilanziellen Betrachtung der Treibhausgasemissionen macht die Atmosphärenbilanz zeitlich gestaffelte Netto-Emissionen sowie Potenziale für Negativemissionen sichtbar. Dadurch bietet sie eine fundierte Grundlage für die Planung klimaneutraler oder klimapositiver Gebäude.

Die Atmosphärenbilanz ist ein wesentliches Instrument für die Bewertung und Optimierung der Kohlenstoffwirkung im Bauwesen und ein wichtiger Beitrag zur Erreichung von Netto-Null-Zielen im Klimaschutz.

Emboded Carbon, operational Carbon

Gebäudeemissionen lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen:

Embodied Carbon (auch als graue Emissionen bezeichnet) umfasst alle CO₂-Emissionen, die bei der Herstellung, dem Transport, dem Einbau, der Instandhaltung und dem Rückbau von Baumaterialien entstehen. Diese Emissionen treten also vor, während oder nach der Nutzungsphase auf, sind jedoch nicht durch den Gebäudebetrieb selbst verursacht.

Operational Carbon bezeichnet hingegen jene Emissionen, die während der Nutzung des Gebäudes durch den Betrieb entstehen – z. B. durch Heizung, Kühlung, Beleuchtung oder Stromverbrauch.

Auch Ersatzteile oder Reparaturen während der Betriebsphase (z. B. Fenstertausch) erzeugen zusätzliche Emissionen – diese zählen trotz ihres zeitlichen Auftretens zum embodied carbon, da sie aus Materialproduktion und Bauprozessen resultieren.

Klima

In der Meteorologie wird als Klima der typische jährliche Wetterverlauf für ein bestimmtes geografisches Gebiet bezeichnet, wie er über einen längeren Zeitraum hinweg vorliegt. Zur Beschreibung des Klimas werden charakteristische Parameter wie Temperatur, Niederschlag, Luftdruck, Wind und Feuchtigkeit statistisch aufgearbeitet. Während das Wetter ein momentaner Zustand ist, beschreibt das Klima dessen langfristige durchschnittliche Entwicklung.

Klimawandel und Klimawandelszenarien

Als Klimawandel bezeichnet man die langfristige Veränderung klimatischer Durchschnittswerte wie Temperatur, Niederschlag, Wind oder Meeresströmungen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Aktuell findet ein globaler Klimawandel statt, der sich vor allem in einem stetigen Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen zeigt.
Hauptursache dieser Entwicklung ist die vom Menschen verursachte Verstärkung des natürlichen Treibhauseffekts – insbesondere durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan, etwa aus der Verbrennung fossiler Energieträger, industrieller Prozesse oder der Landwirtschaft.

Klimawandelszenarien beruhen auf modellhaften Annahmen über zukünftige gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen und den damit verbundenen Treibhausgasemissionen. Sie liefern eine Bandbreite möglicher Klimaentwicklungen und dienen als Grundlage, um Folgen des Klimawandels abzuschätzen und Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Internationale Gremien wie der IPCC veröffentlichen regelmäßig Szenarien zum Klimawandel.

Kohlenstoffbindung

Kohlenstoffbindung bezeichnet den biologischen oder technischen Prozess, bei dem Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus der Atmosphäre entnommen und in anderer Form – z. B. als organischer Kohlenstoff – gespeichert wird. Biogene Baustoffe wie Holz oder Strohdämmung nehmen während ihres Wachstums CO₂ auf und binden den enthaltenen Kohlenstoff im Gewebe. Wird dieses Material verbaut, bleibt der Kohlenstoff über die Nutzungsdauer gespeichert und wird erst bei der Entsorgung, z. B. durch Verbrennung oder Verrottung, wieder freigesetzt.
Im Unterschied zu einer Kohlenstoffsenke, die kontinuierlich CO₂ aus der Atmosphäre aufnimmt, hält ein Kohlenstoffspeicher den gebundenen Kohlenstoff lediglich zurück, ohne laufend neue Mengen zu speichern.

Kohlenstoffsenke – natürliche und anthropogene Senke

Unter Kohlenstoffsenke wird ein System verstanden, welches dauerhaft mehr CO₂ aus der Atmosphäre aufnimmt, als es wieder abgibt, und damit langfristig Kohlenstoff speichert. Man unterscheidet:

  • Natürliche Senken, wie Wälder, Moore oder Seegraswiesen, die durch biologische Prozesse – etwa Photosynthese oder Kohlenstoffeintrag in den Boden – zur Reduktion von atmosphärischem CO₂ beitragen.
  • Anthropogene (technische) Senken, die gezielt vom Menschen geschaffen werden. Dazu zählt beispielsweise die „Carbon Capture and Storage“ Technologie, bei der CO₂ aus Abgasen abgeschieden und in geologischen Formationen gespeichert wird. Die Herstellung von Pflanzenkohle gilt als ökologisch nachhaltige technische Senke.

Im Unterschied zum Kohlenstoffspeicher, der bereits gespeicherten Kohlenstoff lediglich zurückhält, ist eine Senke durch den aktiven, fortlaufenden Bindungsprozess gekennzeichnet. Wenn dieser Prozess endet, kann eine Senke unter bestimmten Bedingungen zum Kohlenstoffspeicher werden – vorausgesetzt, die gespeicherten Mengen bleiben langfristig stabil.

Kohlenstoffsenken unterscheiden sich zu CO₂ Senken dadurch, dass sie Kohlenstoff auch in chemischen Formen wie z.B. organischen Kohlenstoff in Böden, Biomasse oder Pflanzenkohle und nicht nur in Form von CO₂ binden.

Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives Wirtschaftssystem, das darauf abzielt, den Verbrauch von Primärrohstoffen zu minimieren, indem Materialien und Produkte möglichst lange im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. Durch Vermeidung, Wiederverwendung, Recycling und stoffliche Rückgewinnung werden Abfälle vermieden und der Lebenszyklus von Materialien verlängert.

Im Gegensatz zur linearen Wirtschaftsweise („take – make – waste“) fördert die Kreislaufwirtschaft geschlossene Material- und Energiekreisläufe.

Dadurch können sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile erzielt werden – insbesondere durch die geringere Abhängigkeit von endlichen Ressourcen und volatilen Rohstoffpreisen.

Bei DREI x NULL = NULL wird versucht, Materialien bereits in der Planungsphase kreislauffähig auszuwählen und in Verbindung mit erneuerbaren Energieträgern und nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden, um die Ressourceneffizienz und Resilienz zu steigern.

Lebenszyklus und Lebenszyklusphase

Der Lebenszyklus eines Gebäudes dauert von der Rohstoffgewinnung der Baumaterialien bis zur Entsorgung des Abbruchmaterials. In der Ökobilanzierung dient dieses Konzept dazu, die ökologischen Auswirkungen eines Bauwerks vollständig und über den gesamten Zeitraum vergleichbar zu erfassen.

Eine Lebenszyklusphase ist ein abgegrenzter Abschnitt innerhalb dieses Prozesses. Für Gebäude werden die Phasen gemäß den Normen EN 15978 und EN 15804-2 in folgende Module gegliedert:

  • Modul A (A1–A5): Herstellung und Errichtung – umfasst Gewinnung, Transport und Einbau von Bauprodukten.
  • Modul B (B1–B7): Nutzungsphase – inkl. Wartung, Reparatur, Energie- und Wasserverbrauch.
  • Modul C (C1–C4): Rückbau und Entsorgung – umfasst Abbruch, Transport und Abfallbehandlung.
  • Modul D: Potenziale jenseits des Systems – berücksichtigt Wiederverwendung, Recycling und Energierückgewinnung.

Diese Einteilung bildet die Grundlage für die ganzheitliche Bewertung der Umweltwirkungen von Gebäuden über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg.

Netto-Null Treibhausgasemissionen

Netto-Null-Treibhausgasemissionen bedeuten, dass über einen definierten Zeitraum die durch menschliche Aktivitäten verursachten Emissionen an Treibhausgasen vollständig durch gleichwertige Entnahmen und dauerhafte Speicherungen ausgeglichen werden. Es entsteht ein klimawirksames Gleichgewicht, sodass sich die Gesamtmenge der Treibhausgase in der Atmosphäre nicht weiter erhöht.

Im Gegensatz zur CO₂-Neutralität bezieht sich Netto-Null auf alle Treibhausgase und berücksichtigt deren unterschiedliche Auswirkungen auf den Klimawandel wie Methan, Lachgas oder fluorierte Gase – unter Berücksichtigung ihres globalen Erwärmungspotenzials (GWP).

Netto-Null bedeutet nicht den vollständigen Verzicht auf Emissionen, sondern setzt voraus, dass nicht vermeidbare Emissionen durch natürliche Senken (z. B. Wälder, Moore, Ozeane) und technische Maßnahmen (z. B. Carbon Capture and Storage oder Pflanzenkohle) kompensiert werden.

Dieses Ziel ist zentral für die globale Klimapolitik, insbesondere im Rahmen des Pariser Klimaabkommens, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 °C anstrebt.

Planetare Grenzen

Die Menschheit belastet durch vielfältige Aktivitäten natürliche biologische wie physikalische Systeme und Prozesse. Da diese Systeme und Prozesse für das Leben auf der Erde grundlegend wichtig sind, wurde ein Modell entwickelt, das beschreibt, wann Grenzen der Belastbarkeit erreicht sind.

Das Modell der Planetaren Grenzen (engl.: planetary boundaries) beschreibt ökologische Belastungsgrenzen für zentrale Prozesse und Systeme des Erdsystems, die die Stabilität und Belastbarkeit des Planeten sichern. Wird eine dieser Grenzen überschritten, steigt das Risiko, ökologische Kippelemente zu erreichen, deren Folgen nicht umkehrbar und global spürbar sein können.

Das Modell wurde 2009 von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Johan Rockström im Sinn einer Risikoabschätzung vorgestellt. Es definiert neun planetare Grenzen:

  • Klimawandel
  • Einführung neuartiger Substanzen (z.  Mikroplastik, Chemikalien)
  • Ozonabbau in der Stratosphäre
  • Aerosolbelastung der Atmosphäre
  • Versauerung der Ozeane
  • Störung biogeochemischer Kreisläufe (Stickstoff & Phosphor)
  • Veränderung von Süßwassersystemen
  • Landnutzungsänderung
  • Verlust der Biosphären-Integrität (z.  Artensterben)

Ziel des Modells ist es, einen sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit zu definieren. Wird dieser eingehalten, bleibt das Erdsystem in einem Zustand, der dauerhaftes menschliches Wohlergehen und ökologische Resilienz ermöglicht. Ein Überschreiten hingegen erhöht das Risiko für schwerwiegende Umweltveränderungen, die die Lebensgrundlagen gefährden.

Resilienz und Regenerativ

Im Kontext des Bauens beschreibt Resilienz die Fähigkeit von Gebäuden, Infrastrukturen und Ökosystemen, auf klimatische oder funktionale Veränderungen flexibel zu reagieren, Schäden zu begrenzen und ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten. Resiliente Bauweisen sind anpassungsfähig, robust gegenüber Extremwetter und ermöglichen eine schnelle Erholung – z. B. durch modulare Strukturen, Hitzeschutz oder Hochwassersicherheit.

Der Begriff Regenerativ geht über die Nachhaltigkeit hinaus: Er zielt auf die aktive Wiederherstellung und Verbesserung natürlicher, technischer und sozialer Systeme. Regenerative Baustoffe stammen meist aus nachwachsenden Quellen, binden CO₂, sind biologisch abbaubar oder zirkulär nutzbar. Regeneratives Bauen fördert Biodiversität, stärkt ökologische Kreisläufe und hinterlässt einen positiven ökologischen Fußabdruck – etwa durch den Aufbau von Kohlenstoffsenken in Baumaterialien, Gründächer oder materialeffizientes Design.

Systemgrenze und Bilanzgrenze

In der Ökobilanzierung von Gebäuden dienen Systemgrenzen dazu, den betrachteten Untersuchungsrahmen einer Lebenszyklusanalyse (LCA) inhaltlich, räumlich und zeitlich eindeutig festzulegen. Sie bestimmen, welche Prozesse, Stoffflüsse, Energieaufwände und Emissionen entlang des Lebenszyklus (z. B. Herstellung, Nutzung, Entsorgung) in die Analyse einbezogen werden. Auch geografische Rahmenbedingungen (z. B. Standort, Transportdistanzen) und der Zeitraum der Betrachtung (z. B. Lebensdauer des Gebäudes) sind Bestandteil der Systemgrenze.

Eine klar definierte Systemgrenze ist Voraussetzung für die Vergleichbarkeit, Transparenz und Aussagekraft von Ökobilanzen.

Die Bilanzgrenze beschreibt hingegen, welche physischen Bestandteile eines Bauwerks oder Bauprojekts (z. B. Gebäudehülle, technische Anlagen, Außenbereiche) in die Lebenszyklusanalyse einbezogen werden.

In Österreich wird dieser Rahmen vom IBO in Form von sieben standardisierten Bilanzgrenzen (BG0 – BG6) definiert – von der reinen Tragstruktur (BG0) bis hin zur Gesamtbetrachtung inklusive Außenanlagen und Nebengebäuden (BG6).

Im Forschungsprojekt DREIxNULL=NULL wird die Bilanzgrenze BG6 gewählt, um eine ganzheitliche Bewertung des gesamten Bauvorhabens zu ermöglichen.

Treibhausgasbudget

Hauptverursacher des Klimawandels ist die Gesamtmenge an Treibhausgasen in der Atmosphäre. Das Treibhausgasbudget – oft auch als globales CO₂-Budget bezeichnet – gibt jene Restmenge an Treibhausgasen an, die weltweit noch ausgestoßen werden darf, um einen bestimmten Temperaturanstieg z. B. 1,5 °C gemäß Pariser Klimaschutzabkommen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu überschreiten.

Da sich CO₂ langfristig in der Atmosphäre anreichert, handelt es sich um eine endliche Ressource, die zeitlich begrenzt zur Verfügung steht.

Dieses globale Budget kann zur Verantwortungszuweisung auf Staaten, Regionen oder Einzelpersonen heruntergebrochen werden. Dabei existieren zwei Bilanzierungsansätze:

  • Der produktionsbasierte Ansatz berücksichtigt Emissionen, die innerhalb eines Landes durch Produktion entstehen.
  • Der konsumbasierte Ansatz bezieht sich auf alle Emissionen, die mit dem Konsum von Gütern und Dienstleistungen in Verbindung stehen – unabhängig davon, wo diese produziert wurden.

Das CO₂-Budget ist ein zentrales Instrument der Klimapolitik, da es klare Grenzen für Emissionen setzt und die Dringlichkeit von Maßnahmen sichtbar macht.

Umweltproduktdeklaration (EPD)

Eine Umweltproduktdeklaration (EPD – Environmental Product Declaration) ist ein standardisiertes, transparentes Dokument, das die ökologischen Eigenschaften eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus darstellt. Sie basiert auf internationalen Normen wie ISO 14025 und EN 15804 und bildet eine zentrale Grundlage für Lebenszyklusanalysen (LCA) sowie für die ökologische Bewertung von Produkten – insbesondere im Bauwesen.

Die EPD umfasst alle relevanten Umweltwirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Sie ermöglicht eine faktenbasierte Vergleichbarkeit verschiedener Produkte und dient als wichtiges Werkzeug zur Erstellung von Gebäudeökobilanzen, Produktvergleichen und Nachhaltigkeitszertifizierungen.

Man unterscheidet zwei Typen von EPDs:

  • Spezifische EPD: bezieht sich auf ein konkretes Produkt eines einzelnen Herstellers und basiert auf betriebsspezifischen Daten – sie bietet eine hohe Genauigkeit, ist allerdings nur für das spezifische Produkt aussagekräftig
  • Branchen-EPD: basiert auf Durchschnittsdaten mehrerer Hersteller innerhalb einer Produktgruppe – sie ist zwar weniger exakt, kann aber auch Hersteller-unabhängig verwendet werden.

EPDs werden in digitale Datenbanken wie ÖKOBAUDAT, oder baubook implementiert und tragen zur Transparenz und Nachvollziehbarkeit ökologischer Produktwirkungen bei. Sie sind ein zentrales Instrument der nachhaltigen Materialwahl im Bausektor und darüber hinaus.

Biodiversität und Biodiversitätsverlust

Biodiversität beschreibt die Vielfalt des Lebens in all seinen Formen: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb von Arten sowie die Vielfalt der Ökosysteme, also der Lebensräume und ihrer Lebensgemeinschaften. Sie bildet die Grundlage für zentrale ökologische Prozesse wie Bestäubung, Nährstoffkreisläufe oder Klima­regulation – und ist damit entscheidend für das menschliche Wohlergehen.

Biodiversitätsverlust bezeichnet die Abnahme dieser Vielfalt auf allen Ebenen: durch das Aussterben von Arten, die Verarmung genetischer Ressourcen und die Degradierung oder Zerstörung von Ökosystemen, was deren Stabilität und Funktionalität gefährdet.

Energiebedarf – Energieverbrauch

Der Energiebedarf eines Gebäudes bezeichnet die berechnete Energiemenge, die unter standardisierten Bedingungen erforderlich ist, um die vorgesehenen Nutzungsanforderungen (z. B. Raumtemperatur, Luftqualität, Beleuchtung) zu erfüllen. Er umfasst typischerweise die Energie für Heizung, Kühlung, Lüftung, Warmwasserbereitung, Haushaltsstrom und Beleuchtung. Die Berechnung erfolgt auf Basis normierter Annahmen zum Nutzerverhalten und Klimadaten – unabhängig vom tatsächlichen Verhalten der Gebäudenutzer:innen.

Im Gegensatz dazu beschreibt der Energieverbrauch die im Betrieb tatsächlich gemessene oder bezogene Energiemenge, die je nach Nutzerverhalten, Wetterlage oder Gebäudesteuerung deutlich vom berechneten Energiebedarf abweichen kann.

Global Warming Potential (biogen, fossil, luluc, total)

Das Global Warming Potential (GWP) wird auch als Treibhauspotenzial bezeichnet und in der Einheit CO2-Äquivalente (CO2e, CO2eq oder CO2Äq.) angegeben. Es ist ein Maß für die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase im Vergleich zu Kohlendioxid (CO₂). Dabei werden Gase wie Methan (CH₄) oder Lachgas (N₂O) entsprechend ihrer relativen Erwärmungswirkung mit Umrechnungsfaktoren gewichtet.

Das GWP wird nach seiner Herkunft in drei Teilbereiche unterteilt:

  • GWPfossil: Umfasst CO₂-Äquivalente, die durch die Nutzung fossiler Ressourcen entstehen – z.  durch die Verbrennung von Erdgas, Erdöl oder Kohle.
  • GWPbiogen: Bezieht sich auf Emissionen bzw. Speicherungen biogenen Ursprungs. Je nach Verbleib des Kohlenstoffs kann das GWPbiogen positiv oder negativ ausfallen.
  • GWPluluc: (Land Use and Land Use Change): Erfasst Treibhausgasemissionen, die durch Änderungen in der Landnutzung entstehen – etwa durch Abholzung, Entwässerung von Mooren oder die Umwandlung von Grasland in Ackerflächen.

Die Summe aller drei Anteile ergibt das GWPtotal, welches die gesamtheitliche Klimawirkung eines Produkts oder Systems in der jeweiligen Lebenszyklusphase beschreibt.

Klimaneutralitätspfad

Ein Klimaneutralitätspfad beschreibt einen strategischen Reduktionsverlauf, der aufzeigt, bis wann und in welchem Umfang Treibhausgasemissionen reduziert werden müssen, um das Ziel der Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Der Klimaneutralitätspfad orientieren sich an wissenschaftlichen Szenarien, etwa denen des Weltklimarats (IPCC), bzw. am 1,5 °C-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die globalen Emissionen bis 2050 um 90 % (gegenüber 1990) zu reduzieren.

Klimaneutralitätspfade können für Länder, Regionen oder einzelne Sektoren – wie etwa den Bausektor – differenziert dargestellt werden. Sie beinhalten neben Zielwerten auch konkrete Maßnahmen, Technologien und politische Strategien, um eine messbare und nachvollziehbare Emissionsminderung zu ermöglichen.

Klimawandelanpassung und Klima-Resilienz

Klimawandelanpassung bezeichnet alle gezielten Maßnahmen, mit denen Gesellschaft, Wirtschaft, Gebäude oder Infrastrukturen auf bereits spürbare oder erwartete Auswirkungen des Klimawandels reagieren. Ziel ist es, negative Folgen wie Hitze, Starkregen, Trockenheit oder steigende Meeresspiegel abzumildern, Risiken zu verringern und die Lebensqualität zu erhalten.

Die Fähigkeit eines Systems – sei es ein Gebäude, eine Gemeinde oder ein Ökosystem – mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen, sich anzupassen, zu regenerieren oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen, wird als Klima-Resilienz bezeichnet. Klimaresiliente Systeme sind widerstandsfähig, flexibel und lernfähig gegenüber klimatischen Veränderungen.

Kohlenstoffemission, Kohlenstoffspeicher, Kohlenstoffsenke

Kohlenstoffemissionen bezeichnen die Freisetzung von Kohlenstoffverbindungen – insbesondere Kohlenstoffdioxid (CO₂) – in die Atmosphäre. Sie entstehen hauptsächlich durch Verbrennungsprozesse, sowie durch industrielle Prozesse wie die Zementherstellung bei der Kohlenstoffdioxid in Folge einer chemischen Reaktion abgegeben wird. Diese Emissionen tragen wesentlich zum Treibhauseffekt und zur globalen Erwärmung bei.

Gleichzeitig wird CO₂ aus der Atmosphäre entnommen, etwa durch Pflanzen, die es im Rahmen der Photosynthese aufnehmen und den enthaltenen Kohlenstoff in ihrer Biomasse speichern. Pflanzen, Holzprodukte und Böden, die bereits gebundenen Kohlenstoff halten, werden als Kohlenstoffspeicher bezeichnet.

Eine Kohlenstoffsenke hingegen ist ein System, das dauerhaft und zunehmend Kohlenstoff aus der Atmosphäre entzieht und speichert – etwa ein wachsender Wald, ein intaktes Moor oder technische Lösungen wie Pflanzenkohle.

Kompensationsmaßnahme

Eine CO₂-Kompensationsmaßnahme (auch Ausgleichsmaßnahme) bezeichnet den Ausgleich von verursachten Treibhausgasemissionen durch Emissionseinsparung oder CO₂-Bindung an anderer Stelle. Dies kann durch technologische Maßnahmen wie den Ausbau erneuerbarer Energien (z. B. Photovoltaik oder Windkraft) oder durch die Förderung natürlicher Senken wie Moorrenaturierung oder Aufforstung erfolgen.

Da der Klimawandel ein globales Problem ist, spielt der geografische Ort der Emission oder Kompensation keine Rolle. Entscheidend ist die Gesamtmenge an Treibhausgasen in der Atmosphäre. Deshalb können Kompensationen über internationale Zertifikate abgewickelt werden. Entscheidend ist die Menge an Treibhausgasen, die sich insgesamt in der Atmosphäre befindet.

Landnutzung

Landnutzung (engl. land use) bezeichnet die Art und Weise, wie der Mensch Landflächen nutzt, z. B. als Siedlungsfläche, Ackerland, Wald oder Verkehrsfläche. Wird eine Fläche in ihrer Nutzung verändert – etwa durch Abholzung eines Waldes für Landwirtschaft, Bebauung einer Grünfläche oder Renaturierung einer Industriebrache – spricht man von einer Landnutzungsänderung (Land Use Change).

Im Rahmen einer Ökobilanzierung werden Landnutzung und -änderung als Umweltauswirkungen berücksichtigt.

Landnutzung kann sowohl direkt (z. B. durch Bebauung für ein Gebäude) als auch indirekt (z. B. durch Flächenbedarf für Rohstoffproduktion) erfolgen. In Lebenszyklusanalysen wird der Einfluss durch spezifische Indikatoren wie „Land Use and Land Use Change“ (LULUC) erfasst.

Lebenszyklusanalyse

Die Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) – auch als Ökobilanz bezeichnet – ist ein international standardisiertes Verfahren, mit dem die Umweltwirkungen eines Produkts, Prozesses oder Systems systematisch über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg untersucht werden.

Dabei werden alle Phasen von der Rohstoffgewinnung über Produktion, Nutzung, Instandhaltung bis hin zu Rückbau und Entsorgung betrachtet – inklusive vor- und nachgelagerter Prozesse.

Die Bewertung erfolgt anhand definierter Wirkungskategorien wie Treibhauspotenzial (GWP), Versauerung, Eutrophierung oder Ressourcenverbrauch.

Die Lebenszyklusanalyse dient als fundierte Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Planung, Produktentwicklung und Umweltbewertung, insbesondere im Bauwesen, der Produktentwicklung und bei Umweltzertifizierungen.

Neuartige Substanzen

Der Begriff Neuartige Substanzen bezeichnen vom Menschen geschaffene oder modifizierte Stoffe und Organismen, die in der Natur nicht in dieser Form vorkommen und durch menschliche Aktivitäten in die Umwelt gelangen. Dazu zählen z. B. synthetische Chemikalien, Mikroplastik, PFAS („forever chemicals“), gentechnisch veränderte Organismen sowie radioaktive oder nanotechnologisch erzeugte Materialien.

Viele dieser Substanzen sind nicht vollständig in ihren langfristigen Umwelt- und Gesundheitswirkungen erforscht, was sie potenziell risikobehaftet macht – insbesondere in ihrer Kombination, Persistenz oder Bioakkumulation.

Im Rahmen des Konzepts der planetaren Belastungsgrenzen wird der Eintrag neuartiger Substanzen als nicht sicher kontrollierbar eingestuft. Dies bedeutet, dass es bislang keine klar definierte Umweltbelastungsgrenze gibt, innerhalb derer die Einbringung solcher Stoffe als unbedenklich gelten kann.

Ziel nachhaltiger Entwicklung ist daher der verantwortungsvolle Umgang mit neuartigen Substanzen: Vermeidung bzw. Ersatz durch umweltverträglichere Alternativen, Reduktion des Eintrags, sichere Entsorgung sowie strenge regulatorische Kontrolle.

Primärenergiebedarf

Der Primärenergiebedarf eines Gebäudes gibt an, wie viel Energie insgesamt aufgewendet werden muss, um die für den Betrieb des Gebäudes notwendige Endenergie für z.B. Heizung, Warmwasser, Lüftung, Kühlung bereitzustellen. Dabei wird nicht nur die direkt im Gebäude verbrauchte Energie berücksichtigt, sondern auch der Energieaufwand, der in vorgelagerten Prozessen bei der Gewinnung, Umwandlung, Speicherung und Verteilung der Energieträger entsteht.

Die graue Energie, die etwa bei der Herstellung von technischen Geräten oder Baumaterialien anfällt, ist nicht Teil des Primärenergiebedarfs.

Zur differenzierten Betrachtung wird der Primärenergiebedarf in einen erneuerbaren Anteil (PEBern)und einen nicht-erneuerbaren Anteil (PEBn.ern.) unterteilt. Diese Unterscheidung ist zentral für die Bewertung der Umweltwirkung eines Gebäudes, da insbesondere der nicht-erneuerbare Anteil zur Ressourcenverknappung und zum Klimawandel beiträgt.

Reduce, Reuse, Recycle – Vermeiden, Wiederverwenden, Recyceln

Die Kreislaufwirtschaft verfolgt das Ziel, Rohstoffe, Materialien und Produkte möglichst lange im Wirtschaftssystem zu halten und Abfälle zu vermeiden. Ein zentrales Konzept ist dabei die Abfallhierarchie, auch bekannt als Abfallpyramide. Diese gibt die Prioritäten zur Abfallvermeidung vor: An oberster Stelle steht die Vermeidung (Reduce), gefolgt von der Wiederverwendung (Reuse) und dem Recycling (Recycle). Erst danach folgen energetische Verwertung und schließlich die Entsorgung.

Die 3Rs – Reduce, Reuse, Recycle – fassen die Kernprinzipien der Kreislaufwirtschaft zusammen:

  • REDUCE bedeutet, den Einsatz von Rohstoffen bereits im Vorfeld zu minimieren, etwa durch langlebige Produkte, effiziente Produktion oder durch Sharing-Konzepte.
  • REUSE steht für die Wiederverwendung von Produkten oder Komponenten, um deren Lebensdauer zu verlängern und den Ressourcenverbrauch zu senken.
  • RECYCLE beschreibt die stoffliche Wiederverwertung von Materialien, idealerweise sortenrein, um diese erneut in Produktionsprozesse einzuschleusen. Dabei sollte hochwertiges Recycling (closed loop) angestrebt und Downcycling möglichst vermieden werden.

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, Materialkreisläufe zu schließen und dabei ökologische, ökonomische und soziale Vorteile zu schaffen – über reines Abfallmanagement hinaus.

Rohstoff – primär/sekundär/nachwachsend/fossil/biobasiert

Rohstoffe sind Materialien, die als Ausgangsbasis für die Herstellung von Produkten und Bauwerken dienen. Sie lassen sich nach Herkunft, biologischer Beschaffenheit und Erneuerbarkeit unterscheiden. Viele dieser Kategorien überschneiden sich in der Praxis.

Unterscheidung nach Herkunft:

  • Primärrohstoffe: Werden direkt aus natürlichen Ressourcen gewonnen, z.  Holz, Erz, Erdöl.
  • Sekundärrohstoffe: Entstehen durch Rückgewinnung aus Abfall- oder Altmaterialien die bereits einen Nutzungszyklus durchlaufen haben z.  Beton-Bruch, recyceltes Aluminium oder Altpapier.

Unterscheidung nach Erneuerbarkeit und biologischer Herkunft:

  • nachwachsende Rohstoffe (NawaRo): Rohstoffe, die durch biologische Prozesse in relativ kurzer Zeit nachwachsen, z.  Holz, Hanf, Flachs, Stroh.
  • fossile Rohstoffe: Nicht erneuerbare Rohstoffe, die über Jahrmillionen entstanden sind, z.  Kohle, Erdgas, Erdöl.
  • biobasierte Rohstoffe: Rohstoffe pflanzlicher oder tierischer Herkunft, z.  Zellulose, Stärke, Pflanzenöle. Sie können sowohl nachwachsend als auch begrenzt verfügbar sein.

Treibhausgasbilanz und CO2 Äquivalent

Eine Treibhausgasbilanz erfasst systematisch alle klimarelevanten Emissionen, die durch ein Produkt, ein Unternehmen oder eine Aktivität über einen definierten Zeitraum hinweg verursacht werden. Sie umfasst sowohl direkte Emissionen als auch indirekte Emissionen.

Die Gesamtemissionen werden in Tonnen CO₂-Äquivalenten angegeben. Dabei werden alle Treibhausgase entsprechend ihrer Klimawirkung auf das Treibhauspotenzial von Kohlendioxid bezogen.

Die THG-Bilanz dient als wichtige Entscheidungsgrundlage für Klimaschutzmaßnahmen. Sie schafft Transparenz über Emissionsquellen, macht Reduktionspotenziale sichtbar und ermöglicht die gezielte Steuerung von Strategien zur Erreichung von Klimazielen.

Treibhausgasemission

Treibhausgasemissionen umfassen die Freisetzung klimawirksamer Gase, die zum Treibhauseffekt und damit zum Klimawandel beitragen.

Das mengenmäßig wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO₂). Es entsteht überwiegend durch die Verbrennung, sowie bei industriellen Prozessen wie der Zementherstellung.

Daneben gibt es weitere Treibhausgase mit zum Teil deutlich höherem Treibhauspotenzial (Global Warming Potential / GWP):

  • Methan (CH₄): Entsteht bei der anaeroben Zersetzung organischer Substanz, z.  durch Viehhaltung, Mülldeponien, Nass-Reisanbau oder austrocknenden Feuchtgebieten.
  • Lachgas (N₂O): Wird insbesondere in der Landwirtschaft freigesetzt, vor allem durch den Einsatz stickstoffhaltiger Düngemittel.
  • Fluorierte Gase (F-Gase) wie HFKW: Kommen in Kühlmitteln, Sprühdosen oder Schaumstoffen zum Einsatz. Sie haben ein sehr hohes GWP und verbleiben lange in der Atmosphäre.

Eine fundierte Treibhausgasbilanz berücksichtigt all diese Gase, um deren Klimawirkung als CO₂-Äquivalente vergleichbar darzustellen.